"Unsere Wünsche sind die Vorboten der Fähigkeiten, die in uns liegen."

[Johann Wolfgang von Goethe]

Ebenen der Veränderung

Auch große Veränderungen geschehen in der Regel Schritt für Schritt und vollziehen sich auf verschiedenen Ebenen. Doch manchmal haben wird das Gefühl keinen Schritt voranzukommen. Das was wir im Leben erreichen, wird durch unser Denken und Handeln bestimmmt. Erkennen wir die Ursachen dafür nicht, stecken wir fest - drehen uns im Kreis. In solchen Momenten ist es hilfreich, sich klar zu machen, was wir genau verändern möchten und wo das eigentliche Problem liegt. Denn wenn wir das wissen, können wir gezielter die richtigen Strategien anwenden.

"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist."

[Henry Ford]

Modell der Neurologischen Ebenen (Robert Dilts)

Robert Dilts entwickelte Anfang der 1990er Jahre auf Basis der logischen Ebenen des Lernens von Gregory Bateson das Modell der Neurologischen Ebenen. Dieses Modell beschreibt die verschiedenen Verarbeitungsebenen unseres Gehirns und kann sowohl für persönliche Veränderungsprozesse als auch für eine gelingende Kommunikation mit anderen (z. B. bei Teamkonflikten oder Streitigkeiten) genutzt werden, da es hilft, sich selbst und seine Umwelt besser zu verstehen.

Wenn wir mit einem Problem konfrontiert sind, hilft es, herauszufinden, auf welcher Ebene das Problem liegt. Sind es äußere Umstände, die vielleicht verändert werden können? Oder sind es Überzeugungen, die im Widerspruch zu den eigenen Zielen stehen? Wo kommen wir mit Logik weiter und wo benötigt es die Zusammenarbeit mit unserem Unterbewusstsein?

Das Modell lässt sich auf die gesamte Persönlichkeit und verschiedene Rollen anwenden.

Umgebung

Diese Ebene beschreibt, was außerhalb der Person passiert. Jedes Ereignis hat äußere Umstände und kann mit Zeit, Ort und Umgebung (weitere Beteiligte, Kleidung, Wetter usw.) beschrieben werden.

Fragen zur Ist-Analyse

  • Wann und wo bin ich?
  • Wer ist noch hier?
  • Was sehe, höre, spüre, rieche und schmecke ich?

Wachstums-Fragen

  • Kann ich etwas an der Umgebung oder der Situation ändern? Zeit, Ort, Einrichtung, anwesende Personen, usw.
  • Übersehe ich etwas - gibt es mehr Wichtiges zu erkennen?

Verhalten

Diese Ebene beschreibt das Verhalten einer Person, welches von außen wahrnehmbar ist.

Fragen zur Ist-Analyse

  • Was mache ich?
  • Wie verhalte ich mich?

Wachstums-Fragen

  • Will ich mich weiter so verhalten?
  • Wie würde ich mich gerne Verhalten?
  • Ist dieses Verhalten, was ich gerade ausübe, in einer anderen Situation nützlich?
  • Gibt es ähnliche Situationen, wo ich mich "besser" verhalte?

Fähigkeiten

Die Ebene der Fähigkeiten bezieht sich auf die Strategien die wir nutzen, um ein bestimmtes Verhalten zu ermöglichen. Fähigkeiten sind nicht direkt von außen sichtbar.

Fragen zur Ist-Analyse

  • Wie mache ich das, dass ich mich so verhalte?
  • Welche Fähigkeit nutze ich in dieser Situation gerade?

Wachstums-Fragen

  • Welche Fähigkeit würde ich gerne erlernen / benötige ich, um mich anders verhalten zu können?
  • Kann ich meine vorhandene Fähigkeit "verbessern"?

Werte & Glaubenssätze

Auf dieser Ebene finden sich die Denkmuster und Überzeugungen. Diese können sowohl förderlich als auch hinderlich zur Erreichung eines Ziels sein. Werte und Glaubenssätze sind erlernt und oft das Ergebnis aus früheren Erfahrungen. Sie bestimmen, wie Fähigkeiten eingesetzt werden.

Fragen zur Ist-Analyse

  • Warum / wofür verhalte ich mich so?
  • Was ist mir wichtig?
  • An was glaube ich (nicht)?
  • Was ist meine Überzeugung in der Situation? Über mich, meine Fähigkeiten, die anderen Personen, usw.
  • Werden in der Situation meine Werte verletzt?
  • Teilen die Anwesenden die selben Werte und Vorstellungen mit mir?

Wachstums-Fragen

  • Könnte ich aufgrund dieser Überzeugung etwas übersehen?
  • Ist diese Überzeugung hinderlich oder förderlich für mich?
  • Welche Überzeugung wäre förderlich, damit ich besser mit solchen Situationen umgehen könnte.

Identität

Diese Ebene ist die Ebene des Selbstbildes, also der Vorstellung, wer man selbst ist. Dies kann die gesamte Persönlichkeit, als auch nur eine einzelne Rolle betreffen.

Fragen zur Ist-Analyse

  • Wer bin ich? (Persönlichkeit / Rolle)
  • Wie sehe ich mich?
  • Wie sehen mich andere?
  • Bin ich wirklich der, der ich sein will?
  • Bin ich der, der ich glaube zu sein?
  • Bin ich wirklich ich oder spiele ich eine Rolle?

Wachstums-Fragen

  • Wer will ich sein?
  • Wer will ich nicht (mehr) sein?
  • Wie will ich mich sehen und dass andere mich sehen?
  • Welche Denkweisen, Fähigkeiten und Verhalten wäre vorteilhaft?

Zugehörigkeit

Diese Ebene geht auf die Grundlage des Seins ein. Zu welchen Gruppen fühle ich mich zugehörig? (Familie, Berufsgruppen, Glaubensgemeinschaften, usw.). Es geht aber auch darum, was uns antreibt. Auch Spiritualität und Verbundenheit gehören dazu.

Fragen zur Ist-Analyse

  • Wo gehöre ich hin?
  • Wer ist mir wichtig?
  • Zu welcher Gruppe gehöre ich dazu?
  • Habe ich eine Mission und folge ich ihr?

Wachstums-Fragen

  • Zu welcher Gruppe will ich dazu gehören?
  • Bin ich in der richtigen Gruppe?
  • Sind mir die "richtigen" Personen wichtig?
  • Was ist meine Mission?
  • Was haben andere davon, dass es mich gibt?

Wie kannst Du die neurologischen Ebenen für Deine Veränderung nutzen?

Je nachdem, auf welcher Ebene Du etwas verändern möchtest, gibt es passende Strategien. Jede Ebene beeinflusst die darunter- und darüberliegenden Ebenen. Höhere Ebenen wirken zwangsläufig auf alle darunterliegenden. Zum Beispiel werden Glaubenssätze von unserer Identität bestimmt und beeinflussen unsere Fähigkeiten. Diese Wechselwirkungen können auch umgekehrt genutzt werden: Möchten wir unsere Identität verändern, kann es sinnvoll sein, an unseren Fähigkeiten zu arbeiten, was wiederum Glaubenssätze und schließlich die Identität verändert. Die beispielhaften Ist-Anyalse-Fragen und die Wachstums-Fragen können Dir dabei helfen, ein besseres Verständnis über Dich selbst zu erlangen. Wo Du stehst und wo Du hin willst. Da jeder Mensch individuell ist, ist es wichtig, den passenden Ansatz zu finden oder mehrere Ansätze gleichzeitig zu nutzen.

"Immer, wenn eine Veränderung in Deinem Verstand stattfindet, findet auch eine Veränderung in Deinem Leben statt."

[Byron Katie]

Ob beim Kritisieren oder Motivieren – das Modell der Neurologischen Ebenen im Hinterkopf zu behalten, kann Ihre Kommunikation verbessern. Kritik sollte nur auf der Verhaltensebene geäußert werden, also auf einer von außen beobachtbaren Handlung in einem bestimmten Kontext und einer bestimmten Rolle. Je höher die Ebene, auf der Du Kritik übst, desto stärker kann eine Abwehrreaktion entstehen, da Du die Persönlichkeit des anderen triffst. Dein eigentliches Ziel, das Du mit der Kritik erreichen wolltest, rückt dadurch in die Ferne.

Möchtest Du endlich positive Veränderungen herbeiführen?